Sickenberg ist an keine öffentliche Kläranlage angeschlossen, das bedeutet, dass jede Hofstelle für die Entsorgung der Abwässer selber zuständig ist und muß, wenn nicht mehr der Bestandsschutz für ältere nicht umgebaute Hofstellen gilt, eine vollbiologische Kleinkläranlage bauen.
Ich habe für die Klärung der Abwässer mich für eine Rotteanlage mit Schilfbeet entschieden. Für diese Rotteanlage ist ein 4m langer und 3m Durchmesser großer Betonring in die Erde eingelassen worden. Der Betonring wird durch eine Trennwand in zwei gleich große Hälften geteilt.
Jetzt laufen alle Abwässer des Hauses in eine Hälfte des Ringes. Zuvor wurde der Boden der genutzten Hälfte mit einer etwas 10cm dicken Holzhäckselschicht bedeckt. An der Ringbasis ist ein Rohr zum nochmals 50cm tieferen Pumpschacht. So läuft alles Wasser durch das Häckselmaterial mit dem natürlichen Gefälle in den Pumpschacht, festes Material wird vom Häcksel aufgefangen und bleibt in der Ringhälfte. Dieses feste Material muß regelmäßig mit einer dünnen Schicht Holzhäcksel überdeckt werden und darf dann dort, bis der Schacht nach etwa 2 – 3 Jahre voll ist, rotten. Die Rottezeit verlängert sich noch um die Füllzeit der 2. Ringhälfte. Denn wenn die erste Ringhälfte voll ist, wird das Abwasserrohr auf die 2. Schachthälfte umgeleitet und die Befüllung beginnt von vorne.
Die flüssigen Abwässer, vorgeklärt durch den Häckselfilter, werden zur Nachklärung in das Pflanzenschilfbeet gepumpt. Dieses 1,20m tiefe, 10m langes und 3m breites ist von Schilf- und anderen Nährstoffsammelnden Pflanzen bewachsen und bringt viel Sauerstoff in den Klärkörper und nimmt gleichzeitig die Nährstoffe auf.
Am Ende der Pflanzenkläranlage sammelt sich das geklärt Wasser und kann zur Bewässerung meines Gemüse- und Obstgartens genutzt werden oder wird in die angerenzende Wiese, also das oberflächennahe Grundwasser entlassen.
Das Holzhäcksel gewinne ich aus meinem eigenen Baum- und Strauchschnitt. Der Baum- und Strauchschnitt, zurückgeschnitten Johannisbeeren, Himbeerruten und Obstbaumschnitt sammele ich über das Jahr hinweg und lasse es einmal im Jahr von einer Gartenbaufirma häckseln. Das Hächselmaterial sammele ich in einer Kiste neben der Kläranlage.
Nach etwa 4 Jahren muß die eine gefüllte und inzwischen gut durchgerottete Hälfte des Betonrings geleert werden, bevor es Engpässe gibt. Dieser Abfall aus Toiletten und sonstigem Abwasser hat jetzt nichts mehr mit seinem ursprünglichen Material gemeinsam. Es hat sich zu einem schwarzen, nach Waldpilzen riechendes lockerem Substrat „verwandelt“. Dieser faszinierende Umbau erfolgt, ähnlich wie in einem Komposthaufen durch sauerstoffliebenden Mikroorganismen und Pilze. (leider werden immer wieder Binden, Feuchtetücher u. v. a. m. über die Toilette entsorgt, die ich dann per Hand aussortieren darf….)
Das Material muß per Hand aus dem Schacht geholt werden, eine zugegebener Maßen mühsame aber lohnende Arbeit, düngt doch dieses Substrat auch meine Ackerflächen.
Bei dieser Art der Abwässerklärung wird übrigens viel CO² und auch Nährstoffe in stabilen Ton Humuskomplexen gebunden und ganz langsam wieder an die Pflanzen abgegeben.
Fazit: Eine wunderbare Verwertung unserer Recourcen: das Wasser aus den Duschen, Toiletten, Waschmaschinen u. a. m. wird geklärt an die Natur zurück gegeben oder kann auch anstelle von frischem Trinkwasser zum Bewässern genutzt werden. Die im Abwasser vorhandenen Feststoffe werden in eine stabile Form überführt und sorgen für einen Humusaufbau im Boden.
Das Baum- und Strauchschnitt Material wird sinnvoll genutzt.